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Das Pflegamt auf Haus Murach

Die Burgruine „Haus Murach“ lässt heute noch die strategische Bedeutung dieses einstigen Herrschaftssitzes im Oberviechtacher Land erkennen. Wie die Burg Flossenbürg so zählte im Mittelalter auch Murach zu den Eigengütern der Sulzbacher, in deren Zusammenhang der Name Murach erstmals belegt ist. „Gerunch de Mourach“ begleitete Graf Berengar I. von Sulzbach 1110 auf einem Italienfeldzug. Die frühen Muracher waren Dienstmannen der Sulzbacher, die von dieser Festung aus den Landausbau nach Osten betrieben, die Gebiete verwalteten und die Verkehrswege sicherten.

Bildliche Rekonstruktionsversuche lassen erahnen, welch gewaltige Festung die Burg Murach einst gewesen ist. Der Aufbau weist alle typischen Merkmale einer mittelalterlichen Burganlage auf, wobei der Bergfried – wohl nicht vor 1250 erbaut – der heute am besten erhaltene Teil der einstigen Festung ist. Von der Aussichtsplattform auf dem etwa 20 Meter hohen Turm hat der Betrachter einen herrlichen Rundblick in alle Richtungen des Oberviechtacher Lands.   Das Staatliche Bauamt Amberg-Sulzbach, das behördlicherseits das im Besitz des Freistaats Bayern befindliche Denkmal betreut, hat in den zurückliegenden Jahren wertvolle Bestandserhaltung betrieben. Die Reste der äußeren Ringmauer und die Mauern des inneren Burghofs mit seinem strategisch engen und hoch gelegenen Zugang wurden restauriert. Palas, Kapelle, Getreidespeicher und Wirtschaftsgebäude sind nur noch in den Grundmauern erkennbar.

Der Pfleger auf „Haus Murach“ übte im Auftrag des Landesherrn alle Militär-, Verwaltungs- und Richterfunktionen im Pflegamtsbezirk aus. Reiche Aktenbestände im Hauptstaatsarchiv München und im Staatsarchiv Amberg, die seit mehr als 20 Jahren von Max Zinnbauer nach wissenschaftlichen Kriterien für die Stadt Oberviechtach publiziert werden, liefern ein beredtes Zeugnis dieser administrativen Aktivitäten von Pflegamt und kurfürstlicher Herrschaft. Die Auflösung des Amts- und Pfleggerichts auf Haus Murach im Jahr 1803 und die Angliederung an Neunburg vorm Wald stellten einen gravierenden Einschnitt auf der untersten Verwaltungsebene dar. Im Zuge der Dezentralisierung bekam aber Oberviechtach 1840 wieder ein eigenes Landgericht und 1900 ein eigenes Bezirksamt, wie ab 1862 die unterste staatliche Verwaltungsbehörde genannt wurde. Die einschneidenden politischen, sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen im Bayern des 19. Jahrhunderts führten auch zur Auflösung der Hofmarken. Im heutigen Stadtgebiet betraf dies Pullenried und Eigelsberg.

Heute ist die von Grund auf restaurierte Burgruine kein Ort im Dornröschenschlaf. Die Anlage wird für vielfältige gesellschaftliche und kulturelle Veranstaltungen genutzt, so z.B. für das traditionelle sommerliche Burgfest der FFW Obermurach Anfang August, aber auch für Konzerte und Theaterdarbietungen.

 

Autor: Georg Lang

   
© Dorfgemeinschaft Obermurach